Sanitär-Heizung-Lüftung
Mini-WCs, niedrige Waschbecken und extra kleine Handtücher: Heike Kahl im Sanitärraum für die Kleinsten

Sanitär-Heizung-Lüftung
Angenehme Wärme: Der Korkfußboden wird durch eine Heizung erwärmt.

Sanitär-Heizung-Lüftung
Der Heizkessel erhält unterirdisch laufend mithilfe einer „Schnecke“ Nachschub aus dem Pelletsvorratslager vor dem Kindergarten. Er erwärmt damit das Wasser für die Fußbodenheizung

Sanitär-Heizung-Lüftung
Das Pelletvorratshäuschen vor dem Eingang der Kita

Mit einem Neubau nur aus Lehm und Holz verwirklichte der Waldorfkindergarten Norderstedt im Sommer 2017 einen langgehegten Traum. Wie lebt und arbeitet es sich in dem neuen Haus?

Viel Raum und Licht, runde Formen, sanfte Farben, ein auffallend angenehmer Geruch und – Stille. Das sind die ersten Eindrücke, wenn man kurz nach der Mittagszeit den Norderstedter Waldorfkindergarten betritt. Die Ursache für den guten Geruch ist schnell gefunden: Beim Bauen wurden nur Lehm und Holz verwendet und zum Putzen nimmt man hier nur ökologische Reinigungsmittel. Der Raum wirkt angenehm rund, weil bei Waldorfbauten organische Formen bevorzugt und rechte Winkel vermieden werden. Doch wie kann es mit 80 Kindern so still in einer Kita sein? „Bei uns legen um diese Zeit alle fünf Gruppen eine Ruhepause ein. Und einige Kinder sind auch schon abgeholt worden“, erklärt Heike Kahl. Sie ist die Geschäftsführerin des Vereins zur Förderung der Waldorfpädagogik Norderstedt e.V., der Träger des Kindergartens ist, und hat sich etwas Zeit genommen, um uns das Gebäude zu zeigen.
In den Gruppenräumen können wir durch Fenster in die Schlafräume sehen. Einzelne Bereiche sind durch Tücher abgeschirmt. Geschützt liegen die Kinder auf ihren Polstern, die Kleinsten haben sogar flache Körbe, in die sie sich hineinkuscheln können.
Zu den Säulen der Waldorfpädagogik gehört neben „Schutz und Hülle“ unter anderem auch „Vorbild und Nachahmung“ sowie „Freude am Tun“. Entsprechend bekommen die Kinder überall Gelegenheit, eigene Fähigkeiten zu erproben und zu entwickeln – selbst die Allerkleinsten. Danny Fehlandt, Anlagenmechaniker von der Santec Service GmbH: „In einem Sanitärraum sieht es aus wie bei den sieben Zwergen. Das waren definitiv die kleinsten Toilettenschüsseln, die wir bisher verbaut haben.“

Die Santec Service GmbH hatte bei der öffentlichen Ausschreibung für den Neubau der Kita mit ihrem Gebot für die Heizungs-, Sanitär- und Lüftungsarbeiten den Zuschlag bekommen. Angefragt waren Küchen, Toiletten- und Waschräume – zum Teil mit einer passiven Lüftung ausgestattet– sowie eine Pelletheizung mit Fußbodenerwärmung. Marko Hackl, Technischer Leiter der Santec Service GmbH: „Wenn wir die drei Gewerke der technischen Gebäudeausrüstung aus einer Hand planen und die Abläufe koordinieren können, spart das natürlich Zeit und Geld für den Bauherrn“.
Und das wird schnell knapp, wenn ein Kindergarten mit den üblichen öffentlichen Mitteln ökologisch gebaut werden soll. Der Verein hatte für das Projekt eine Architekten- Arbeitsgemeinschaft gefunden, die bereits Erfahrungen mit solchen Bauten vorweisen konnten: Kirstin Spieler, Stefan Prickner und Thomas Ampting. Am Ende wurde das Budget nur knapp überschritten. „Wir haben gezeigt, dass man mit den üblichen staatlichen Mitteln auch ökologisch bauen kann“, sagt Heike Kahl stolz. Als ausgebildete Architektin konnte sie das Projekt auch von Bauherrenseite von Anfang an professionell begleiten.
Der Lohn für die anstrengende Bauzeit: Ein Umzug von 270 Quadratmetern in mehreren veralteten Gebäuden auf 900 Quadratmeter in einem modern ausgestatteten Massivholz- Haus.

Nach dem Einzug lief natürlich nicht alles gleich rund: Als zum Beispiel die Heizung an einem Wochenende ausfiel, gab es für Erzieher und Kinder am Montagmorgen einen eiskalten Empfang. Seitdem meldet die Anlage einen Fehler direkt auf das Smartphone der Santec-Service-Techniker und informiert gleichzeitig den Hausmeister und die Geschäftsführerin der Kita.

Der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Norderstedt e.V. betreibt die Kita auf dem riesigen Grundstück mit Baumbestand und Bachlauf seit 30 Jahren. Seit der Neubau das anspruchsvolle Angebot sichtbarer macht, hat die Einrichtung deutlich mehr Zulauf bekommen. Trotz der Steigerung von 50 auf 80 Plätze gibt es eine Warteliste. Noch immer werden mehr Erzieherinnen und Erzieher gesucht: Es müssen nicht unbedingt Waldorfpädagogen sein – diese Ausbildung kann berufsbegleitend nachgeholt werden, sagt Geschäftsführerin Heike Kahl. Gefragt seien Menschen, die offen für die Waldorfpädagogik sind, gerne im Team arbeite, sich gut abstimmen und eigenverantwortlich handeln können, denn die Waldorfpädagogik komme ohne Hierarchien aus: „Bei uns gibt es ein tolles Miteinander.“ Die Kita in Norderstedt hat jetzt noch mehr zu bieten: einen perfekt ausgestatteten Arbeitsplatz – in einem Gebäude, das angenehm nach Holz und Natur riecht.